Nichts stirbt, was in Erinnerung bleibt

Dieser Tage fand ich in meinem Postfach eine Mail von S. K. Wie ich in dem offenen Verteiler erkennen konnte, müssten noch weitere NF2-Freunde die Nachricht erhalten haben. Es war eindeutig ein SPAM und landete sofort im Papierkorb.

Mich beschäftigt dieses Ereignis weiter. Eine Nachricht aus dem Jenseits? Oder ein Zeichen der Unsterblichkeit? Sabine war vor fast drei Jahren an der heimtückischen Krankheit NF2 verstorben, und mir gehen viele Begegnungen mit dieser taffen Frau durch den Kopf.

Kennengelernt hatte ich das junge und hübsche Mädel beim Mücketreffen. Mehrere Male teilten wir unser Schlafgemach im Bungalow. Wie habe ich ihr aufrichtiges und ungekünsteltes Lachen bewundert. Jugend halt, die das Leben noch vor sich hat und alle Hürden meistern wird. Ich musste bei nachfolgenden Begegnungen den körperlichen Verfall erleben, ihr Lachen blieb immer erhalten. Über die Jahre pflegten wir losen Kontakt über die sozialen Medien, sie wohnte ja nicht gerade um die Ecke von mir.

Im Sommer 2018 traf ich Sabine im Erfurter Klinikum wieder. Die NF2 hatte bei ihr rasant an Fahrt aufgenommen. Schmerzgeplagt konnte sie sich nicht mehr bewegen, saß im Rollstuhl, und viele weitere Einschränkungen erschwerten ihren Tag. Ich habe ihre OPs in diesen gemeinsamen Tagen nicht gezählt, es waren zu viele – mit Hoffnung auf Besserung. Nie habe ich sie jammern gehört. Immer wieder habe ich ihren Kampfgeist bewundert.

Mit Hochachtung verfolgte ich die Fürsorge ihrer Familie, die sie in diesen schweren Wochen vor Ort begleitete. Bewundernswert fand ich die gemeinsame Lösungssuche für die zukünftige Lebensgestaltung wieder daheim – sie hätten alles gegeben.

Wenn es Sabines gesundheitlicher Zustand zuließ, trafen wir uns zum Eiskaffee in der Cafeteria. Hatte sie eine schlechtere Tagesform, bekam sie ihr Lieblingsgetränk ans Bett geliefert. Ich durfte ihren 40. Geburtstag in der Klinik mit ihr feiern. Noch heute bin ich dankbar für diese gemeinsame Zeit.

Erschüttert und zutiefst traurig erhielt ich am 3. Dezember 2018 die Nachricht von Sabines Tod. Ein Kämpferherz hatte aufgehört zu schlagen.

Wenn ich beim Schreiben ganz nah bei Sabine bin, schwirren mir Erinnerungen an viele weitere verstorbene Freunde durch den Kopf, die den Kampf gegen NF2 nicht gewonnen haben, nicht gewinnen konnten. Jedem Einzelnen von ihnen müsste an dieser Stelle eine Geschichte gewidmet werden, geprägt von Lebenswillen und Kampfgeist, von Geist und Humor, von unseren Erinnerungen. Jeder Einzelne hat es verdient, unvergessen in unseren Gedanken und unseren Herzen zu bleiben. In meinen Erinnerungen leben sie weiter …

 

Autor: Ines Reimann (NF2-Betroffene)

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