Nachrichten aus der SHG

Neue Höranlage

Dank an die GKV für die großzügige Unterstützung

Ines Reimann

Wir hatten ein Problem mit unserer mobilen FM-Anlage (Hörkoffer mit 20 Geräten). Die von uns genutzte Anlage wurde durch den GLV Görlitz 2014 angeschafft und nach seiner Auflösung an unsere SHG übertragen. Die Geräte sind in regelmäßigem Einsatz bei den monatlich stattfindenden Gruppentreffen und bei Außenveranstaltungen, wo keine Hörtechnik vorhanden ist. Es gibt ein Mikrofon und die SHG-Mitglieder können über Induktion das gesprochene Wort ohne Nebengeräusche empfangen. Jetzt waren 11 von 20 Empfängern nicht mehr einsatzbereit, der gesamte Koffer wurde zur Kontrolle zur Firma PELO-Hörsysteme in Bayern geschickt mit der Bitte um Überprüfung.

Die SHG war nicht in der Lage, eine Neuanschaffung oder die Reparatur zu bezahlen. Eine Reparatur war zwar kostengünstiger. Doch aus unserer Sicht macht es auch keinen Sinn, die 11 Geräte reparieren zu lassen und darauf zu warten, dass bei den verbleibenden neun Geräten in absehbarer Zukuft die gleichen Probleme auftauchen könnten.

Guter Rat war teuer. In der Zwischenzeit wurde ein Hörkoffer aus dem Museum der Stadt Niesky – die Anschaffung wurde mit Hilfe von Fördermitteln auch von uns angeregt – für unsere Gruppentreffen ausgeliehen. Die Suche nach einem Geldgeber war erfolglos. Ob sich ein Antrag bei den Krankenkassen lohnt?

Und ja!!! Der Antrag auf Förderung eines neuen FM-Koffers wurde gestellt – und ohne Bürokratismus innerhalb von nicht mal vier Wochen genehmigt. Wie groß war die Freude, als das Bewilligungsschreiben eintraf und das Geld auch ziemlich rasch auf unserem Konto ankam. Es handelt sich nicht grad um einen Pappenstiel: 4.652,90 € sind schon eine gewaltige Summe. Inzwischen sind die neuen Geräte von Pelo eingetroffen und werden am kommenden Freitag (09.09.) die Gerneralprobe erleben bei einem Busausflug der SHG.

Die Mitglieder der SHG für Hörgeschädigte Niesky bedanken sich ganz herzlich bei der GKV für die volle Finanzierung der neuen Höranlage und bei der Firma PELO-Hörsysteme für die rasche technische Umsetzung.

Und wir möchten an dieser Stelle allen Selbsthilfegruppe Mut machen, auch bei solch großen Summen die Fördermöglichkeiten zu nutzen. Natürlich steckt ein wenig Arbeit hinter der Antragstellung – diese lohnt sich aber in jedem Fall. Vel Erfolg bei euern Vorhaben…

Inklusive Klassik – mal wieder ein Test der SHG Niesky

Ines Reimann

Nachdem wir im letzten Jahr der feierlichen Eröffnung der Synagoge in Görlitz mit ihrer Induktionsanlage beiwohnen durften, erhielt unsere SHG in diesem Jahr erneut eine Einladung zu einer musikalischen Veranstaltung.

Der Verein „Patrons of the Arts and Sciences e.V.“ veranstaltete ein festliches Konzert „Hoffnung 2022“ im Festsaal des Neuen Schlosses in Bad Muskau mit dem international bekannten Pianisten Benyamin Nuss. Der Verein hat sich unter anderem die kulturelle Teilhabe für Menschen mit Behinderungen auf die Fahnen geschrieben und möchte Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen Kunstgenuss ermöglichen.

Die Teilhabe in allen Bereichen des Lebens ist ja gerade für uns Schlappohren von großer Bedeutung und wir können nur auf unsere Bedürfnisse aufmerksam machen, indem wir an solchen Veranstaltungen teilnehmen und im Anschluss auswerten.

Bei der Einladung war vermerkt, dass sie barrierefrei stattfinden sollte, jedoch im Schlosssaal keine Ringschleife und keine FM-Anlage zur Verfügung stehen würden. So gab es vorerst keine Hurra-Schreie der SHG und niemand wollte hinfahren. Das Schloss im Muskauer Park ist zwar für sich schon eine Augenweide und eigentlich immer einen Besuch wert. Dabei sein und sich zeigen ist wichtig, doch nur deshalb eineinhalb Stunden + Anreise am Freitagabend in Kauf nehmen fand keine Begeisterung.

Dann wurde doch eine Ringschleife über Dr. Seidler aus Dresden organisiert und installiert, und im Ergebnis waren wir 11 Teilnehmer aus der SHG, die am Festkonzert teilnahmen. Es ging uns vorrangig um den Test der Hörqualität und um den akustischen Genuss von klassischer Musik mit unseren inzwischen zahlreichen unterschiedlichen Hörsystemen. (CI unterschiedlicher Hersteller, Sound Bridge, Hörgeräte)

Gern hätten wir in einer der ersten Reihen gemeinsam zusammengesessen. Es stellt sich heraus, dass unter den Gästen auch sehbehinderte Menschen anwesend waren, die wollten natürlich auch ganz vorn dabei sein. So saßen wir im Saal verteilt ziemlich verstreut und warteten mit Spannung, was der Abend und die Hörtechnik bringen wird. Interessanterweise stellte sich heraus, dass wir nicht die einzigen Schlappohren im Saal waren. Im Gespräch mit ihnen stellte sich heraus, dass sie hochwertige Hörgeräte besitzen, doch mit dem Begriff induktives Hören und T-Spule nichts anfangen konnten. So waren also wir elf die „Tester“ der Ringschleife.

Die Veranstaltung begann mit einführenden Worten und wir verstanden akustisch sehr gut. Beim Klavierkonzert gab es dann entscheidende Unterschiede. Ich (Ines) saß in einer der vorderen Reihen und konnte die Sprache gut verstehen. (Das ungenügende Verstehen und Genießen von Musik ist ja bei mir ein anderes Thema.) Die weiter hinten sitzenden hatten gleich zu Beginn technische Aussetzer und deaktivierten ihre T-Spule. Die Ursachen dafür konnten wir leider nicht vor Ort klären, da Dr. Seidler nicht mehr anwesend war. Er erklärte uns dann schriftlich auf unsere Auswertung:

„Tatsächlich war es technisch so vorgesehen, dass alle Informationen, die über die Lautsprecher kommen (hier: Sprache) auch über die Höranlage angeboten werden. Aufgrund der baulichen Struktur (Stahlbeton-Fußboden) wurde das Feld in Raummitte merklich schwächer. Das ist bei Festinstallationen gut auszugleichen, nicht aber bei mobilen Aufbauten. Eine nachträgliche Installation ist wegen des Parketts nicht ohne weiteres möglich. Die Aussetzer stimmen mich nachdenklich, zumal sie vermutlich nicht über Lautsprecher auftraten…“

Wir hatten die Vermutung, dass eines der Mikrofone versehentlich ausgeschaltet wurde. Während des Konzerts darauf hinzuweisen trauten wir uns dann doch nicht… (Wobei bei den Schlussrednern dann doch unser Widerspruch kam, dass die Mikros nicht angeschaltet sind und wir nix verstehen.)

Interessant zur Auswertung mit Dr. Seidler war dann noch seine Frage:

„Wie ist die Meinung der SHG zur induktiven Übertragung der Musik? Im Verband gibt es da sehr geteilte Standpunkte, mehrheitlich möchte man auf jeden Fall Sprache über diesen zusätzlichen Weg anbieten. Die Musik lebt jedoch erheblich vom Klang im Raum. Die Mikrofontechnik isoliert zunächst die Instrumente mehr ohne den gemeinsamen Klang zu verbessern. … Die beschriebenen Hörsystem-Konfigurationen sind mir bekannt. Tatsächlich wurde unverständlicherweise bei der Soundbridge auf eine induktive Anbindung verzichtet! Das macht den Einsatz im Alltag nicht leichter. Dennoch bleibt auf absehbare Zeit die induktive Höranlage noch das „kleinste gemeinsame Vielfache“ bei der öffentlichen Tonübertragung an Hörgeräte und CI…“

Beim darauffolgenden Gruppentreffen werteten wir die Fragen aus. Einigkeit herrscht, dass es beim Verstehen von Musik qualitativ große Unterschiede gibt. Unsere unterschiedlichen Hörsysteme sind vorrangig für ein besseres Sprachverständnis entwickelt. Klar würden wir alle auch gern wieder Musik genießen können. Doch – Das Leben (mit Hören und Verstehen) ist halt kein Wunschkonzert.

Herausforderung Online-Videokonferenz

Ines Reimann

Mit der Corona-Pandemie haben im Alltagsleben alle Menschen auf dieser Welt mehr oder weniger ein Problem. Seien es die Kontaktbeschränkungen, sei es der Abschied von geliebten Menschen durch die Krankheit, seien es die ewig sich verändernden rechtlichen Bestimmungen. Und natürlich die lästige Maskenpflicht, mit der wir wohl uns noch längere Zeit abfinden müssen.

Mühsam jahrelang aufgebaute Strukturen liegen am Boden. Selbsthilfearbeit ist auf ein niedriges Niveau gefallen. Kontinuierliche, planbare Gruppenarbeit war in den letzten zwei Jahren kaum möglich. Externe Beratungen mit örtlichen und überörtlichen Organen wie Kontakt- und Beratungsstellen, Behindertenbeirat und weiteren inklusiven Gremien fanden ausnahmslos am PC online statt.

Nun kann man denken: Wie toll, dass es die technische Weiterentwicklung gibt. Vom Sofa aus in Jogginghosen und Hausschlappen an Sitzungen teilnehmen, es entstehen keine Anfahrtszeit und Reiskosten und Videokonferenzen können schon auch mal recht kurzfristig angesetzt werden.

Durch weiterreichende ehrenamtliche Tätigkeit durfte ich die Vor- und Nachteile verschiedener Online-Meeting-Portale kennen- und vergleichen lernen. Inzwischen gibt es ja zahlreiche Anbieter derartiger Videokonferenzen. In Anwendung kamen Meet, Zoom, GoToMeeting und den TeamViewer zu den verschiedenen Beratungen. Ich konnte mir nicht aussuchen, welches Programm das für mich beste wäre, sondern es wurde immer vom Veranstalter vorgegeben. Ausschlaggebend waren wohl sicherheitsrelevante Kriterien wie vor allem die Datensicherheit.

Die Online-Veranstaltungen waren für mich eine riesige Erfahrung. Schnell merkte ich nach den ersten Konferenzen, dass ich an Grenzen des akustischen Verstehens angelangt war. Es war Schwerstarbeit, das Gehörte zu verarbeiten. Obwohl es keine Maskenpflicht gab, waren die Gesichter zum Mundabsehen viel zu klein. Ich verstärkte den Audioausgang mit meinem MiniMic von Cochlear. Die Untertitelfunktion schaffte es nicht, das gesprochene Wort zu skripten. Ich bat bei sich wiederholenden Sitzungen wie der des Beirates für Menschen mit Behinderungen um hilfreiche(re) Unterstützung, wie zB. Beachtung der Lichtverhältnisse, des Abstands zur Videokamera und der Einsatz eines Headsets. Mit Mikro am Mund minimierte sich zwar die Fehlerquote bei der Spracherkennung, doch es gehörte noch immer sehr viel Kombinierfähigkeit und Konzentrationsarbeit dazu. Zum Abschluss war ich jedes Mal ziemlich erschöpft und verzichtete weitestgehend an derartigen Veranstaltungen teilzunehmen.

Inzwischen überlegte ich ganz genau, welcher Einladung zu einer Videokonferenz ich folgen sollte. Im November erreichte mich eine Information zu einer Veranstaltung des sächsischen Staatsministeriums mit dem Thema: „Digitale Barrierefreiheit“. Unterstützend wurde angeboten Gebärdendolmetschen, Live Untertitelung und Leichte Sprache. Ich meldete mich an mit dem Hinweis: Gebärdendolmetscher hilft mir nicht weiter, aber die live Untertitelung schon. Simultanübersetzung in leichte Sprache kannte ich bis dahin nicht und war nun neugierig geworden.

Was ich dann erlebte, war schon fantastisch. Ich probierte die leichte Sprache. Simultan wurden die Worte der Redeteilnehmer in leichte Sprache übersetzt. Ich konnte es kaum glauben, dass ich somit nur ganz wenig auf die Untertitelung zugreifen musste, weil ich zu 95% akustisch verstehen und den Inhalt auch geistig verarbeiten konnte, ohne Hörstress. Eine angenehme Stimme vereinfachte das gesprochene Wort, und ich habe ja auch auf den Videobildern gesehen, dass viel mehr „geplaudert“ als mir übermittelt wurde. Das war ein Aha-Erlebnis, von dem ich bis heute schwärme. Absolut Wahnsinn für mich.

Ich habe im Internet gesucht, wo es eine derzeitige Dienstleistung der Umwandlung von gesprochenem Wort in leichte Sprache gibt. Das sind speziell ausgebildete Kräfte in eigenen Unternehmen. Der Traum wäre, wenn das auch auf dem Handy per App realisierbar wäre. Dann könnte ich wieder einfacher am kommunikativen Leben teilhaben, auch nach Corona.

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