Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte testet Höranlage in der Trauerhalle
Wenn man einen geliebten, gut befreundeten oder benachbarten Menschen verliert, nutzt man für einen würdevollen Abschied die Trauerfeier auf dem Friedhof. Man möchte dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen, den Angehörigen sein Mitgefühl ausdrücken und gemeinsam trauern.
Gestandene Redner geben dem Leben der Verstorbenen in berührenden Worten einen feierlichen Rahmen. Gemeinsam erinnert man sich an unvergessliche Momente und schöne, manchmal auch lustige Begebenheiten, die den Dahingeschiedenen lebendig bleiben lassen. Oftmals hört man von Eigenschaften, die man von der Person gar nicht kannte.
Nun stellen Sie sich vor: Sie sitzen zwischen den Trauergästen, möchten der Rede lauschen, vielleicht in Gedanken schwelgen und alles verstehen. Und Sie sitzen da und verstehen nicht. Die Akustik in der Trauerhalle ist durch die Raumhöhe sehr hallig. Selbst Guthörende haben damit ein Problem.
Seit Frühjahr letzten Jahres erstrahlt die Trauerhalle in neuem Glanz. Sie wurde umfassend modernisiert und renoviert. Neu ist unter anderem die Möglichkeit, eine Höranlage zu nutzen. Toll! Freiwillig geht kaum einer zu einer Beerdigung und es ergab sich erst im Dezember die Möglichkeit, die Anlage durch uns zu testen.
Die Höranlage ist mit dem Rednermikrofon verbunden. Man kann sich bei den Friedhofsmitarbeitern melden und kann sich einen Empfänger mit angeschlossenem Kopfhörer ausleihen. Gerade älteren Menschen mit leicht- und mittelgradiger Schwerhörigkeit wird damit eine Möglichkeit geschaffen, den Trauerreden entspannter zu folgen.
Für hochgradig Schwerhörige und Träger hochwertiger Hörgeräte und Implantate ist die vorhandene Technik leider nicht nutzbar. Die mit diesen Geräten versorgten Betroffenen haben die Möglichkeit, induktiv zu hören. Das bedeutet, das Mikrofon am Rednerpult sendet die Akustik direkt per Induktion an die Hörgeräte mit aktivierter T-Spule. Dazu sind Induktionsschleifen an den Empfängern anzubringen, die man sich bequem um den Hals hängen kann. Diese fehlen leider in der Neuanschaffung der neuen Hörtechnik.
Enttäuschend finden wir, dass ohne Einbeziehung von uns „Experten“ Investitionen getätigt werden. Im Vorfeld hätten wir klären können, was angeschafft werden muss. Wir hoffen und wünschen, dass eine Nachrüstung der Anlage mit Induktionsschleifen möglich wird.
Wir empfehlen allen Menschen mit Hörproblemen, sich bei Besuch der Trauerhalle in Niesky bei den Friedhofsmitarbeitern zu melden und die Höranlage zu nutzen. Sie werden merken, dass Sie damit viel entspannter den Trauerfeierlichkeiten beiwohnen können.